Hier eine Lärmschutzwand, dort ein Steilwall. Hier soll die neue Autobahn im Enztal tiefer gelegt, dort erhöht werden. Auf der einen Seite des Tals wird die A 8 überdeckelt, auf der anderen gibt es einen Flüsterasphalt, aber keine zusätzlichen Einrichtungen gegen den Verkehrslärm. Viele Anwohner sind beunruhigt, schließlich wird die geplante Modernisierung das Tal, in dem sie leben, gehörig verändern.
Eutinger melden sich zu Wort
Über 100 Besucher strömen ins Nieferner Bürgerhaus – wieder und wieder studieren sie die großformatigen Pläne, die die Initiative „Leise A 8“ bei ihrer Informationsveranstaltung über den sechsspurigen Ausbau an die Wand gehängt hat. Viele Nieferner und Öschelbronner fordern einen besseren Schutz vor dem Krach, den heute an jedem Werktag rund 80 000 bis 90 000 Autos und Laster erzeugen. Nun aber melden sich auch immer mehr Anwohner aus dem Pforzheimer Stadtteil Eutingen zu Wort. „Es geht um die Menschen, die dort wohnen“, sagt der Eutinger Daniel Hamersky, „wenn ich auf die hohen Lärmschutzwände schauen muss, dann kann ich ja gleich in den Knast gehen.“
In dieselbe Kerbe schlägt auch Josef Eberhardt aus Eutingen. Ein Deckel sei nunmal nicht so hoch wie die geplanten Wandkonstruktionen im Enztal, sagt der Schriftführer des Vereins „Leise A 8“. Der Eutinger Ortschaftsrat habe, wie die Bürgeraktion, gefordert, die Autobahn nicht nur am Enzberg auf 380 Metern einzuhausen, sondern einen Tunnel auf 800 Meter auszudehnen. „Es geht auch um das Landschaftsbild im Enztal“, sagt Eberhardt.
„Wir wollen den raschen Ausbau“, sagt Bernd Schuster als Vorsitzender „Leisen A 8“ – doch „eine billige Lösung werden wir uns nicht bieten lassen.“ Über 70 Jahre alt ist die Enztal-Autobahn, die neue „muss den Anforderungen der nächsten 40, 50 Jahre genügen.“ Der Verein ist unzufrieden mit vielen Überlegungen der Straßenplaner. Der Verein will Druck machen für eine bessere Lösung: „Wir haben ein Klagerecht.“ Politiker seien gehalten, „wenig Ausgaben zu generieren“, sagt Kassenwart Gerhard Schwarzer. Aber im nächsten Jahr sei Landtagswahl, sagt Schwarzer – und Bernd Schuster meint: „Wenn es um Wählerstimmen geht, reagieren sie vielleicht auf den Warnschuss aus dem Enztal, den wir mit der Kritik am Lärmschutzkonzept abgeben.“
„Richtlinien nicht beachtet“
Dicke Verfahrensfehler wirft Norbert Bensching, Sprecher des Arbeitskreises „Enztalsenke vor 2018“ dem Regierungspräsidium Karlsruhe vor: „Wie schon 2005 bei der Planerörterung in Niefern wird das Land erneut Schiffbruch erleiden.“ Die Planer hätten zwar über 100 Varianten für Deckel- und Tunnellösungen untersucht und durchgerechnet, legte Bensching los. „Aber eben nicht die eine, ob eine Talbrücke die beste Lösung ist.“ Dann führte Bensching noch ein Regelwerk ins Feld, das Verkehrsexperten und Bauingenieure im Auftrag des Bundes geschrieben haben. Die Pläne für die A 8 genügten auch nicht den Vorschriften der „Richtlinien für die Anlage von Autobahnen“, der sogenannten „RAA“. Ein Tunnel dürfe demnach „höchstens eine Längsneigung von drei Prozent aufweisen“, zitierte er aus der Bibel der obersten Straßenplaner. „Die geplante Einhausung am Enzberg jedoch hat mehr“, sagt er.
Die A 8-Anwohner machen sich Sorgen. Was immer in den vielen Plänen steht, so geht es ihnen doch um die eine Frage: Wie stark wird einmal der Lärm von der neuen Autobahn sein?“ Ralf Steinert
vom 26.03.2010
Quelle: www.pz-news.de