Enzkreis/Pforzheim/Kieselbronn. Das Regierungspräsidium berechnet den Verkehrslärm für die neue A8 im Enztal jetzt fürs Jahr 2025.Niefern-Öschelbronn begnügt sich nicht mit besserem Belag und fordert, als Lösung eine Brücke zu prüfen.
Viel Arbeit wartet auf Niefern-Öschelbronns Ortsbaumeister Franz-Josef Müller. Zehn dicke Leitz-Ordner hat ihm das Regierungspräsidium (RP) ins Nieferner Rathaus geschickt – mit Hunderten Seiten und Übersichten über den sechsspurigen Ausbau der Autobahn im Enztal. Nach 2005 und 2010 präsentieren die Planer des Landes nun schon zum dritten Mal ihre Überlegungen, wie sie eine moderne A8 bei Eutingen, Kieselbronn und Niefern-Öschelbronn gestalten wollen. Was hat sich geändert? Nicht viel: Auf dem Anstieg von der Raststätte Richtung Wurmberg will das Land einen Flüsterasphalt verlegen, um die Anwohner besser vor dem Verkehrslärm zu schützen.
Vor sechs Jahren hatte das RP Schiffbruch mit seinen Plänen erlitten. Der Lärmschutz war nicht gut genug. 2010 stellte das Land dann als Alternative einen knapp 400 Meter langen Deckel am Nieferner Enzberg vor.
Diesmal, im dritten Anlauf, korrigieren die Straßenplaner ihre Verkehrsprognose. Mit der bisherigen Hochrechnung bis zum Jahr 2020, die die Basis für Lärmschutzeinrichtungen ist, hatten sie zu kurz gegriffen – jetzt ist die Verkehrsanalyse auf das Jahr 2025 ausgedehnt worden.
In Zahlen sieht die neue Rechnung des RP so aus: 2025 würden auf der A8 zwischen den Anschlüssen Pforzheim-Nord und Ost täglich etwa 100000 Fahrzeuge rollen, zwischen Ost und Süd rund 96000. Immer mehr Laster belasten die Fahrbahnen – tagsüber sind knapp 25 Prozent der Fahrzeuge über 2,8 Tonnen, nachts fast 40 Prozent. Zum Vergleich: Bei der Aufzeichnung 2010 passierten im täglichen Durchschnitt rund 82000 Fahrzeuge die automatische Zählstelle an der Anschlussstelle Pforzheim-Ost.
Welche Konsequenzen hat die neue Analyse für den Lärmschutz? Mit Flüsterasphalt schaffen es die Planer, den Lärm Richtung Öschelbronn zu senken. Die vorgeschriebenen Grenzwerte werden auch nachts weitgehend eingehalten, wenn auch ziemlich knapp.
In Niefern, Eutingen und Kieselbronn ändert sich nahezu nichts. Kurios: Am Nieferner Enzberg dürften die Bewohner in den zehn Häusern, die direkt an der geplanten Einhausung liegen, die A8 eigentlich nicht mehr hören. Dennoch werden dort die nächtlichen Grenzwerte überschritten. In Eutingen liegen die Lärmwerte in zahlreichen Gebäuden nachts etwas über den Grenzwerten.
Für den Niefern-Öschelbronner Bürgermeister Jürgen Kurz sind die Pläne für die Modernisierung „noch immer schlecht. Das RP hat in der Gestaltung der neuen Autobahn nichts getan, nur die Fahrbahn verbessert“, so der Rathauschef. Die Gemeinde werde diesen Plänen wie schon bei den Vorgängerversionen nicht zustimmen. Zum einen sei der Deckel zu kurz. Und die Planer sollten Brückenlösungen, wie sie im Flachter Loch verwirklicht wurden oder in der Nöttinger Senke derzeit entstehen, auch fürs Enztal vorsehen, fordert Kurz.