NIEFERN-ÖSCHELBRONN. Der Gemeinderat traut den Planern des Landes nicht mehr zu, die A 8 im Enztal optimal auszubauen. Das Ratsgremium hat die Verwaltung aufgefordert, einen externen Fachmann einzuschalten.
Das Regierungspräsidium in Karlsruhe (RP) habe für die geplante sechsspurige Modernisierung der Autobahn im Enztal mehrfach Änderungsvorschläge des Gemeinderats Niefern-Öschelbronn abgelehnt, so das Gremium in einer nichtöffentlichen Sitzung. Der Gemeinderat ist verärgert, weil das RP beim Aufstieg Richtung Wurmberg auf aktive Lärmschutzmaßnahmen verzichten wolle. Der zu erwartende Lärm in den Nieferner Wohngebieten Im Langendorf sowie am Reihenbaumweg sei höher als noch 2005 in den alten Plänen, die das Land nach heftiger Kritik der Anwohner begraben musste. Einmütig beschlossen die Mitglieder des Rats deshalb, einen „externen Planer mit großer Erfahrung zu beauftragen, den Aufstieg der Autobahn vom Enztal zur Raststätte und weiter Richtung Stuttgart zu untersuchen und zu optimieren“.
„Lärmwerte überschritten“
Da die Planer des Landes im aktuellen Verfahren vorschlagen, die Autobahn beim Nieferner Sträßchen um rund sieben Meter zu erhöhen, befürchtet der Gemeinderat, dass „später in der Praxis die am Computer ermittelten Lärmwerte bei entsprechender Windrichtung deutlich überschritten werden“. „Wir verstehen auch nicht, warum dort kein Lärmschutzdamm geschüttet wird oder nicht möglich sein soll“, hielt das Gremium im Protokoll fest. An anderen Stellen beim Ausbau der A 8 seien zwischen Leonberg über Pforzheim bis Karlsruhe vielfach Einrichtungen gebaut worden, die die Anwohner vor dem Verkehrslärm wirkungsvoll schützen.
Der von Gemeinderat und Rathausverwaltung beauftragte Planer soll gleich mehrere umstrittene Überlegungen des Landes unter die Lupe nehmen. Zum einen, ob die neue Autobahn ab der Brücke über die Bundesstraße 10 bis zur Überführung der Kreisstraße zwischen Niefern und dem Pforzheimer Hagenschieß wirklich so hoch gebaut werden muss. Der Planer soll herausfinden, ob das Nieferner Sträßchen auch in Zukunft über der Autobahn bleiben kann. Die Planer des Landes wollen diese Kreisstraße künftig unter der neuen, erhöhten A 8 führen.
„Rückbaustrecke nutzen“
Die geplante Verringerung des happigen Wurmberger Anstiegs von zurzeit sieben auf 5,25 Prozent ist aus Sicht des Gemeinderats noch nicht genug. Das Gremium fordert zudem, die 400 Meter lange Rückbaustrecke zu nutzen, die bei den bereits gebauten sechs neuen Spuren Richtung Anschlussstelle Pforzheim-Süd bei Wurmberg angelegt worden war. Dieser Übergang sei bewusst so gebaut worden, um bei einer Erneuerung der Autobahn im Enztal noch Spielraum für einen anderen Anschluss zu dem bereits gebauten Stück zu haben, so das Ratsgremium.
Gleichzeitig haben der Gemeinderat sowie Bürgermeister Jürgen Kurz das Land aufgefordert, die angeregte komplette Verlegung der Tank-&-und Rastanlage und den Neuaufbau an der A 8 zwischen Pforzheim, Wurmberg oder Heimsheim ernsthaft zu prüfen. „Die Verlegung ist betriebswirtschaftlich sowie planerisch für den Ausbau der Enztal-Autobahn sinnvoll“, sagte Kurz. Untersuchungen hätten ergeben, dass der Boden gegenüber des Rasthofs verseucht wäre. Dort stand nach dem Zweiten Weltkrieg noch lange die Tankstelle der amerikanischen Truppen (die PZ berichtete).
Da die Sanierung der Bundesfernstraße im Enztal frühestens 2016 möglich sei, wie RP-Chef Kühner in einem PZ-Interview erklärt habe, sei genug Zeit, die Rastanlage zu verlegen. Damit entfalle dann aber für die neue Autobahn ein Zwangspunkt, den das Land bisher mit dem Raststätten-Areal gesetzt habe, sagte Kurz im Gemeinderat.
vom 21.06.2010
Quelle: www.pz-news.de